Anorganische Chemie ist eine frei verfügbare Einführung in die anorganische Chemie. Details zum Buch finden Sie im Editorial....


Calciumcarbonat

Autor: Hans Lohninger

CAS-Nr.471-34-1
FormelCaCO3
Molmasse100.09 g/mol
Schmelzpunkt820-900 °C (Zersetzung)
Siedepunkt-
Dichte
 Calcit
 Aragonit

2.73 g/cm3
2.93 g/cm3
Löslichkeit in Wasser [20°C] (1)0.014 g/L

Eigenschaften
Calciumcarbonat, Calcit, CaCO3, ist eine weiße Substanz, die sich in Säuren unter Entwicklung von Kohlendioxid löst. Erhitzt man Calciumcarbonat, so zersetzt es sich ab etwa 820°C in Calciumoxid und CO2 ("Brennen" des Kalks, das Calciumoxid wird auch "gebrannter Kalk" genannt):

CaCO3 CaO + CO2

Calciumcarbonat ist in Wasser kaum löslich, allerdings erhöht die Anwesenheit von Kohlendioxid im Wasser die Löslichkeit von CaCO3 durch Bildung von Hydrogencarbonat dramatisch, so dass dieser Prozess die Grundlage für die Verwitterung von Kalkstein (und Dolomit) ist:

CaCO3 + CO2 + H2O Ca2+ + 2 HCO3-

und zusätzlich für Dolomit:

MgCO3 + CO2 + H2O Mg2+ + 2 HCO3-

Natürliche Gewässer enthalten deshalb immer mehr oder weniger große Mengen an Calcium- und Magnesiumionen, die die Härte des Wassers bestimmen. Gelöstes Calciumhydrogencarbonat, Ca(HCO3)2, fällt beim Entzug von Kohlendioxid (z.B. durch Erwärmen des Wassers) wieder als Calciumcarbonat aus, was der Grund für das allmähliche Verkalken von Wasserleitungen, Waschmaschinen, Kaffeemaschinen und Boilern ist.

Vorkommen und Gewinnung
Calciumcarbonat tritt in der Natur als Calcit (trigonal-rhomboedrisch), Aragonit (orthorhombisch) oder Vaterit (hexagonal) auf. Kreide(2), Kalkstein, Muschelkalk, bzw. Marmor besteht aus Calcit und kommt weltweit in großen Mengen vor. Die verschiedenen Ausprägungen unterscheiden sich in Reinheit und Größe der Calcitkristalle, wobei Marmor die reinste Form darstellt. Kalkstein wurde schon in der Steinzeit verwendet.

Kreidefelsen auf Rügen/Deutschland. Foto: H. Lohninger
Ein Großteil der vorhandenen Kalk-Gebirgsmassen stammt aus "rezykliertem" Calciumcarbonat, das von Meereslebewesen über Millionen von Jahren aus dem Wasser zum Bau von Schalen und Skeletten extrahiert wurde. Je nach Lage dieser Meeresbecken wurden die Schichten mit Schlamm oder auch vulkanischer Asche überzogen. Die reinsten Lagerstätten stammen daher aus urzeitlichen Meeresbecken, die weden größere Flussmündungen noch aktive Vulkane in ihrer Nähe hatten. Mit zunehmender Dicke der Ablagerungen nahm auch der Druck auf die Kalkschichten zu und führte zur Konsolidierung und zur Rekristallisation (Metamorphose) des Gesteins. Die Strukturänderungen lassen sich in der Reihenfolge Mergel, Kreide, Kalkstein und Marmor leicht erkennen. Während man in Mergel viele unveränderte Kalkschalen findet, ist Marmor bereits so weit rekristallisiert, dass man Fossilien darin nicht mehr erkennen kann.

Kalkstein wird in Steinbrüchen abgebaut und - falls es sich um harte Gesteinsformationen handelt - meist mit ANFO gesprengt (man benötigt ca. 140 g Sprengstoff pro Tonne Kalkstein). Der Großteil des Kalksteins wird zu rund 2.5 cm großen Stücken zerbrochen.

Anwendung
Calciumcarbonat wird im Milliarden-Tonnen-Maßstab in der Bauindustrie, im Straßenbau und in der chemischen Grundstoffindustrie eingesetzt. So wird es bei der Papierproduktion als Füllstoff verwendet, oder zur Entschwefelung von Rauchgasen (das Schwefeldioxid in den Rauchgasen bildet Calciumsulfat (Gips)). Bei vielen Anwendungen wird der Kalkstein gebrannt und das entstehende Calciumoxid in den jeweiligen Produkten eingesetzt (z.B. zur Zementherstellung oder zur Schlackenbildung bei der Eisenerzeugung im Hochofen).



(1) Die Löslichkeit bezieht sich auf destilliertes Wasser, das kein Kohlendioxid enthält. Steht destilliertes Wasser längere Zeit an der Luft, so reichert sich CO2 an, was die Löslichkeit von Calciumcarbonat auf ca. das Doppelte anhebt.
(2) Schulkreide (Tafelkreide) besteht in vielen Fällen nicht aus Calciumcarbonat sondern aus Calciumsulfat (Gips) oder einer Mischung von Kalk und Gips.



Last Update: 2013-08-08