Anorganische Chemie ist eine frei verfügbare Einführung in die anorganische Chemie. Details zum Buch finden Sie im Editorial....


Natriumsulfat (Glaubersalz)

Autor: H. Lohninger

CAS-Nr.7757-82-6
FormelNa2SO4
Molmasse142.043 g/mol
Schmelzpunkt884 °C
Siedepunkt1429 °C
Dichte2.7 g/cm3
Löslichkeit [25°C]281 g/L

Natriumsulfat ist eine kristalline, weiße Verbindung von Natrium, die entweder als wasserfreies Na2SO4 oder als Dekahydrat, Na2SO410H2O, auftritt. Das Dekahydrat ist auch unter der Bezeichnung Glaubersalz (nach J.R. Glauber, der es bereits im 17. Jh. beschrieben hat) bzw. Karlsbader Salz (nach dem Karlsbader Mineralwasser, dessen Rückstände große Mengen an Natriumsulfat enthalten) bekannt. Natriumsulfat wurde ursprünglich als Abführmittel eingesetzt.

Physikalische und chemische Eigenschaften

Natriumsulfat ist chemisch beständig und reagiert bei Raumtemperatur nicht oder kaum mit oxidierenden oder reduzierenden Reagentien. Bei hohen Temperaturen kann es zu Natriumsulfid reduziert werden. Eine Natriumsulfatlösung weist einen neutralen pH-Wert von 7 auf, da es das Salz einer starken Base mit einer starken Säure ist. In wässriger Lösung reagiert Natriumsulfat mit Schwefelsäure in einer Gleichgewichtsreaktion zu Natriumhydrogensulfat:

Na2SO4(aq) + H2SO4(aq) 2 NaHSO4(aq)

Mischt man eine wässrige Lösung von Na2SO4 mit wässrigen Lösungen von Barium- oder Bleisalzen, so fällt ein Niederschlag aus, da sowohl Barium als auch Blei unlösliche Sulfate bilden:

Na2SO4(aq) + BaCl2(aq) 2 NaCl(aq) + BaSO4(s)

Die Löslichkeit von Natriumsulfat steigt zuerst bis 32.4°C stark mit der Temperatur an, um sich darüber dann nur mehr wenig zu ändern.
Natriumsulfat zeigt in Wasser ungewöhnliche Löslichkeitseigenschaften (siehe Diagramm rechts). Seine Löslichkeit steigt zwischen 0°C und 32.4°C um einen Faktor größer zehn an, wo die Löslichkeit ein Maximum von 49.7 g Na2SO4 pro 100 g Wasser erreicht. Ab diesem Punkt ändert sich die Löslichkeit nur mehr wenig. Gibt man Natriumchlorid dazu, so sinkt die Löslichkeit deutlich. Dieses spezielle Löslichkeitsverhalten wird einerseits in passiven Solarheizungen ausgenützt, und andererseits zur Reinigung von Natriumsulfat eingesetzt.

Die ungewöhnliche Veränderung des Lösungsverhaltens kann mit der Hydratation erklärt werden, da Natriumsulfat unterhalb von 32.4°C als Dekahydrat (Glaubersalz) kristalliert, oberhalb aber wasserfrei als Anhydrat (Thenardit). Da die Lösungswärmen der beiden Formen sich massiv unterscheiden (Thenardit löst sich unter Wärmeentwicklung, Glaubersalz unter Wärmeverbrauch), entsteht in Summe diese eigenartige Löslichkeitskurve.

Vorkommen und Herstellung

Etwa die Hälfte des weltweiten Verbrauchs an Natriumsulfat wird aus Mirabilit und Thenardit gewonnen, das in großen Lagerstätten im südlichen Saskatchewan (Canada), am Kaspischen Meer (in Turkmenistan) und in Nevada (USA) vorkommt.

Natriumsulfat fällt auch als Nebenprodukt bei vielen industriellen Prozessen an, von denen der wichtigste die Produktion von Salzsäure aus Natriumchlorid und Schwefelsäure ist:

2 NaCl + H2SO4 Na2SO4 + 2 HCl

Diese Reaktion ist gleichzeitig die Vorstufe zum Leblanc-Prozess zur Herstellung von Soda (Natriumcarbonat). Als Alternative kann Natriumsulfat auch mit Hilfe des Hargreaves-Prozesses erzeugt werden:

4 NaCl + 2 SO2 + O2 + 2 H2O 2 Na2SO4 + 4 HCl

Weiters fällt Natriumsulfat als Nebenprodukt bei allen Prozessen an, bei denen Schwefelsäure mit Natriumhydroxid neutralisiert wird. Diese Methode ist auch das gängigste Verfahren zur Darstellung von Na2SO4 im Labor:

2 NaOH(aq) + H2SO4(aq) Na2SO4(aq) + 2 H2O(l)

Na2SO4 wird normalerweise in Form des Dekahydrats durch Umkristallisieren gereinigt, da das Anhydrat dazu neigt, Eisen- und organische Verbindungen zu adsorbieren. Das Anhydrat kann einfach durch Erwärmen aus dem Dekahydrat gewonnen werden.

Verwendung

Natriumsulfat wird in der Glas-, Papier-, Zellstoff- und Waschmittelindustrie eingesetzt. Bei der Glasherstellung dient Na2SO4 als Flussmittel, damit das geschmolzene Glas dünnflüssiger wird und Blasen- und Schaumbildung vermieden wird. Großverbraucher von Na2SO4 sind die Waschmittelhersteller, die es als Füllmittel für Waschpulver verwenden. In der Papierindustrie wird mit heißen alkalischen Lösungen Lignin aus Holz gelöst und so die Cellulose freigesetzt.

Glaubersalz diente und dient als Abführmittel; es existieren auch Vorschläge, die Kristallisationswärme (78.2 kJ/mol) zum Speichern von Sonnenenergie zu verwenden, allerdings hat sich das Verfahren noch nicht durchgesetzt. Wasserfreies Natriumsulfat ist ein mildes Trockenmittel für organische Lösungsmittel.




Last Update: 2013-08-08