Phosgen

Autor: Hans Lohninger

Phosgen (Carbonylchlorid), COCl₂, ist bei Raumtemperatur ein giftiges Gas, das nach feuchtem Heu riecht und im 1. Weltkrieg als Giftgas eingesetzt wurde. Phosgen ist in vielen organischen Lösungsmitteln gut löslich, in Wasser aber nur wenig. Bei erhöhter Temperatur (ab 200°C) dissoziiert Phosgen in Kohlenmonoxid und Chlor.

Phosgen entsteht durch Überleiten eines Gemisches aus Chlor und Kohlenmonoxid über Aktivkohle:

Cl₂ + CO COCl₂

Chloroform- und Tetrachlorkohlenstoffdämpfe bilden in der Flamme ebenfalls Phosgen (CCl₄ wurde deshalb für den Einsatz in Feuerlöschern verboten). Phosgen reagiert mit Wasser langsam zu Kohlendioxid und Salzsäure. Weiters reagiert Phosgen mit Metalloxiden zu den entsprechenden Chloriden. Diese Reaktion ist für die Produktion von Aluminiumchlorid wichtig:

Al₂O₃ + 3 COCl₂ 2 AlCl₃ + 3 CO₂

Das wichtigste Einsatzgebiet von Phosgen ist die Produktion von Isocyanaten (Pestizidproduktion) und Diisocyanaten (Polyurethan).

Aufgrund der für die chemischen Industrie hohen Bedeutung von Phosgen wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, die Sicherheit von Produktionsverfahren bei denen Phosgen eingesetzt wird, massiv zu erhöhen. Zum einen wird auf jeden Fall vermieden, größere Mengen an Phosgen zu transportieren (maximal im Kilogrammmaßstab in speziellen Stahlbomben), und zum anderen wird man versuchen, alles erzeugte Phosgen im entsprechenden Produktionsprozess sofort wieder zu verbrauchen.

Die Toxizität von Phosgen beruht auf der Zerstörung der Membran der Lungenbläschen, wodurch der Gasaustausch in der Lunge verhindert wird und die betroffene Person innerlich erstickt. Die letale Dosis ist 300 ppmmin, die Geruchsschwelle liegt bei ca. 0.5 ppm, wobei man erst ab ca. 1.5 ppm den Geruch auch identifizieren kann. Eine Phosgenvergiftung kann aber schon unterhalb der Geruchsschwelle eintreten, wenn die Exposition lange genug dauert.