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Neodym-Eisen-Bor (NIB) MagneteAutor: Hans Lohninger
Was hat es nun mit diesen "Supermagneten" auf sich, welche Eigenschaften haben sie, wie werden sie gefertigt, wieso braucht man sie überhaupt, und wie könnte ein Ersatz dafür aussehen? Neodym-Eisen-Bor-Magnete (oder auch kurz NIB-Magnete, NIB steht für "Neodymium-Iron-Boron") sind die derzeit (2011) stärksten Dauermagnete, die man kennt. Das Energieprodukt ist mit rund 450 kJ/m3 nahezu doppelt so groß, wie das der letzten Generation von Dauermagneten aus einer Samarium-Cobalt-Legierung. NIB-Magnete sind so stark, dass sie das 1300-fache Eigengewicht tragen können. Fügt man zwei NIB-Magnete zusammen, so können sie mit bloßen Händen kaum mehr getrennt werden. Kinder, die mehr als einen Magneten verschlucken, müssen operiert werden, da es sonst zu einer lebensgefährlichen Darmperforation kommen kann (wenn die beiden Magnete sich in verschiedenen Teilen des Darms befinden und sich nahe genug kommen, so dass sie sich anziehen und die Darmwand dazwischen zerquetschen).
Die Herstellung der Neodym-Eisen-Bor-Magnete erfolgt in mehreren Schritten, die praktisch gleich sind mit der Herstellung der Samarium-Cobalt-Magnete: Zuerst wird die Legierung in einem Induktionsofen unter Vakuum aus den Bestandteilen zusammengeschmolzen, wobei zuerst Eisen und Bor unter Argon geschmolzen wird, und erst nach der Evakuierung das vorgewärmte Neodym zugesetzt wird. Dabei wird Neodym mit einem etwas höheren Anteil als theoretisch notwendig zugesetzt, um den nachfolgenden Sinterprozess zu unterstützen. Die fertige Legierung wird dann möglichst rasch abgekühlt und nach dem Erkalten zerschlagen und fein gemahlen. Das Pulver wird nun magnetisch ausgerichtet (durch Anlegen eines externen Magnetfeldes), gepresst und gesintert. Beim Sintern verhält sich das überschüssige Neodym wie ein "Klebstoff", da es bei niedrigerer Temperatur schmilzt als die Kristalle der Legierung und dadurch diese einbettet und nach dem Abkühlen zusammenhält. Wozu braucht man diese Magnete? Nun neben einer Vielzahl von "Consumer"-Anwendungen, wie z.B. in Lautsprechern, oder in diversen Automobilanwendungen, wird mengenmäßig der größte Teil des produzierten NIB-Materials zur Zeit für Windkraftanlagen verwendet. Der Grund für die Verwendung dieser extrem starken Magnete liegt in der Effizienz der Generatoren - je stärker das Magnetfeld, desto effizienter sind diese Generatoren. Ein großes Windrad mit 3 MW Leistung benötigt ca. 1.5 Tonnen Neodym. Nachdem in den letzten Jahren der Ausbau der Windkraftanlagen massiv gesteigert wurde, ist auch der Bedarf an Neodym enorm gestiegen (auf 120000 Tonnen im Jahr 2010, eine Vervierfachung in den letzten 25 Jahren) - mit allen Folgen was den Preis und die Umweltschäden angeht.
Ein Ersatz der NIB-Magnete ist zur Zeit nicht in Sicht. Allerdings haben alle Industrienationen große Forschungsprogramme aufgelegt, die zur nächsten Generation an Hochleistungsdauermagneten führen soll. Ein Ansatz dazu ist der Einsatz von Nanotechnologie, bei dem nanokristalline Verbundwerkstoffe die Menge des benötigten Neodyms um den Faktor 5 erniedrigen sollen (bei gleichzeitiger Steigerung der Magnetfeldstärke).
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